Geschichte der "Bagasch-Blamasch"

Unsere "Bagasch" ist als Spaltergruppe aus der Guggemusik "d'Ohreblooger" hervorgegangen. Deren Musikstil wurde von Jahr zu Jahr schneller, härter und lauter; eine Entwicklung die wir nicht guthießen. Am Fasnetsamstag-Abend 1998, nach gelungenem, aber in jeder Hinsicht äußerst anstrengendem Ohreblooger-Fest, lagen die Nerven bei einigen Mitgliedern beiderseits derart blank, dass es unter anderem zum legendären Singemer Trommelwurf  von der Sternen-Treppe zum alten Heikorn kam. Nun reichte es endgültig: nach dem traditionellen Abschluss des Abends in der Scheffelhalle, stießen die Ex-Ohreblooger Bille, Bea, Michael R., Astrid, Michael S., Claudia, Christoph und Thomas G. bei einer Flasche Poppele-Sekt auf die Gründung einer neuen Gugge an.

Die musikalische Art sollte sich grundlegend von der bisherigen unterscheiden: die Gruppe sollte max. 12 Mitglieder haben, die Stücke sollten melodiös sein. Als Vorbild diente "Die andere Gugge" aus Zürich, die unter der Leitung des inzwischen verstorbenen Ex-Singemers "Hans" jedes Jahr die Singemer Fasnet bereicherte. Die schwierige Namensgebung (die ursprüngliche Idee "Dotterklöpfer" erwies sich als weniger geeignet) wurde mithilfe eines von Michael R. entwickelten Namensschiebers gelöst. Als Verstärkung stieß der Trompeter Berthold Jäckle zu uns.

Das nächste Problem waren die Häser. Es entstand die Idee, jeder solle in einer anderen Farbe auftreten, die Stoffe sollten aber bei jedem dasselbe Muster haben. Die Gestaltung des Häses bliebe ansonstem jedem selbst überlassen. Bille und Christoph erinnerten sich, bei ihrem letzten Paris-Aufenthalt in einem afrikanischen Stoffgeschäft sehr schönen Stoff mit demselben Muster in jeweils unterschiedlichen Farben gesehen zu haben. Daraufhin fuhren sie, inzwischen frisch verheiratet, erneut nach Paris, um diesen Stoff in rauen Mengen zu erstehen. Im Stoffladen wurden sie belehrt, dass der Stoff gar nicht aus Afrika, sondern aus einer Stofffabrik auf der Schwäbischen Alb kam. Mit fast einem Zentner Stoff beladen und um eine Erfahrung reicher, traten sie den Heimweg an.

Den ganzen Winter über konnte keiner mehr an etwas anderes als an die erste "Bagasch"-Fasnet denken und wie sein Häs aussehen sollte. Die Überraschung war groß, als man sich am frühen Morgen des Schmutzigen Dunschtig 1999 bei Bea traf und  sich gegenseitig bewunderte. Doch unsere außergewöhnliche Schönheit wurde an dieser Fasnet auch von neutraler Seite bestätigt: Eine Stimme im Sternen rief: "Schöö sind se ja..." - vielleicht kam bei all unseren Häs-Bemühungen das Üben doch noch etwas zu kurz. Die Fasnet wurde trotzdem ein voller Erfolg.

Im darauffolgenden Sommer verstarb Bille, gerade Mutter eines Töchterleins geworden, bei einem Autounfall. In dieser schweren Zeit zeigte sich auf beeindruckende Weise der Zusammenhalt der "Bagasch" durch anpackende Solidarität mit  dem plötzlich alleinerziehenden Vater Christoph und schweißte die Gruppe noch enger zusammen. Doch wie sollte es mit der Fasnet weitergehen? Bille war die treibende Kraft der "Bagasch", ohne sie wäre die Gruppe wohl nie zustandegekommen. Sie hätte es nie verziehen, wenn wir ihretwegen auf die kommende Fasnet verzichtet hätten. So beschlossen wir, an der Fasnet teilzunehmen und Bille symbolisch, in Form eines Photo-Buttons am Häs, mit auf die Fasnet zu nehmen. Die Fasnet 2000 beendete somit die Zeit der Trauer und wir haben noch nie so gut gespielt. Ich bin sicher, dass Bille in diesem Moment stolz auf uns war.

Seither wurde die "Bagasch" durch einige Neuzugänge verstärkt (siehe Mitglieder-Liste, darunter auch der altkatholische Pfarrer Thomas Walter) und das musikalische Können durch monatliche (zwischen Dreikönig und Fasnet wöchentliche) Proben stark verbessert. 2003 gehen wir nun in unsere 5. Fasnet und hoffen, noch lange Zeit den Singemern Freude bereiten zu können.

Thomas Götz, 30.01.2003